4-Nationen-Turnier U18 weiblich: Deutschland - Niederlande - Polen - Slowenien
Zwei hochklassige Begegnungen bot der zweite Girls-4-Nations-Spieltag in Marbach. Obwohl viele Menschen am Montag wieder arbeiten mussten, kamen über 300 Basketballfreunde in die Stadionhalle. Die deutsche U18-Nationalmannschaft steigerte sich vor allem in der Abwehr enorm und gewann gegen die Niederlande durch einen sensationellen Last-Second-Dreier von Laura Hebecker mit 60:59 (32:27). Titelverteidiger Polen sicherte sich unmittelbar im Anschluss den ersten Turniersieg. Das Team von Chefcoach Nikolaj Tanasiejczuk gestaltete die Tabelle durch das knappe 87:79 (34:45) gegen Slowenien vor den abschließenden Spielen in Ludwigsburg völlig ausgeglichen.
Wie schon am Sonntag gegen Slowenien startete Deutschland hoch konzentriert und hellwach in die Partie gegen die Niederlande. Schnelle Hände in der Defensive sorgten für einige sehenswerte Ballgewinne, die konsequent in einfache Fastbreak-Punkte umgemünzt werden konnten. Das Resultat: ein verdienter 8:4-Vorsprung für das deutsche Team nach drei Minuten. In der Folge wurde es auf dem Parkett zusehends hektischer, auch weil die Abwehrreihen auf beiden Seiten nochmals einen Zahn zulegten. Bundestrainerin Alexandra Maerz: „Wir haben in der Tat besser verteidigt als gegen Slowenien. Das hat mir sehr gut gefallen.“ Gefallen haben dürfte der 37-Jährigen auch das variable Spiel ihrer Mannschaft, das der Bundesrepublik eine 20:16-Führung nach dem ersten Viertel einbrachte.
Auch im zweiten Abschnitt hielt das Gastgeberland die Intensität hoch. Aufbauspielerin Julia Gaudermann leitete mehrere gelungene Spielzüge ein, so dass der Abstand bis zur 15. Minute konstant vier, fünf Zähler betrug. Selbst als Maerz ihren erfahrenen Spielerinnen eine Verschnaufpause gönnte, kam Holland nicht heran. Im Gegenteil: die erneut überzeugende Sonja Greinacher baute den Vorsprung sogar bis auf 30:22 aus. Erst ein energischer Zwischenspurt der Niederländerinnen sorgte dafür, dass beim Halbzeitstand von 32:27 für das deutsche Team noch nichts entschieden war.
Die Anfangsphase der zweiten Hälfte verschlief Deutschland ein wenig. Immer wieder kam Oranje nun zu vergleichsweise freien Würfen und zog so innerhalb von fünf Minuten auf 41:34 davon. Doch Julia Kohlmann, gegen Slowenien eher unauffällig, hielt tapfer dagegen. Fünf spektakuläre Punkte der deutschen Flügelspielerin glichen den Rückstand flugs aus. Bis zur Pause wechselte die Führung quasi sekündlich, durch zwei erfolgreiche Freiwürfe der starken Christina Schnorr lag Deutschland mit dem Signal knapp 48:46 vorn.
Die letzte Periode stand den vorangegangenen schließlich in nichts nach. In einem munteren Schlagabtausch schaffte es keine der beiden Mannschaften, sich entscheidend abzusetzen. Der Beleg: 52:52-Unentschieden nach 34 Zeigerumdrehungen, 54:54 genau eine Minute später. An Spannung war die Partie jetzt nicht mehr zu überbieten. Die Fans in der Stadionhalle sorgten für eine beeindruckende Stimmung, die Hauptdarsteller auf dem Parkett für eine wahnsinnige Schlussphase. Zunächst übernahm Schnorr Verantwortung und netzte sicher zum umjubelten 57:56 ein. Doch Hollands Jill Bettonvil konterte eiskalt von der Freiwurflinie. Beim Stand von 57:59 aus Sicht der Bundesrepublik und noch fünf mickrigen Sekunden auf der Uhr wanderte das orangefarbene Leder zu Laura Hebecker, die mit einem unglaublichen Dreipunktewurf im wirklich allerletzten Moment zum am Ende etwas glücklichen aber alles in allem durchaus verdienten 60:59-Sieg für Deutschland traf.
Auch das Spiel Slowenien gegen Polen hatte jede Menge zu bieten. Vor allem körperlich ging es im zweiten Spiel des Tages heftig zur Sache. Das Schiedsrichtergespann musste die Lage mit einigen konsequenten Pfiffen beruhigen, ehe die beiden Mannschaften ihre ganze spielerische Klasse zeigten. Nach einem ausgeglichenen ersten Abschnitt, den Slowenien mit 17:14 für sich entschied, konnte sich der Girls-4-Nations-Neuling in der zweiten Periode absetzen. Als die wiederum überragende Aufbauspielerin Nika Baric acht Zähler in Folge erzielt hatte, lag ihr Team in der 13. Minute deutlich mit 29:16 in Front. Obwohl Polen tapfer kämpfte, änderte sich an dieser Differenz bis zur Pause nicht mehr viel: 45:34 für Slowenien.
Nach dem Seitenwechsel versuchte der Vorjahressieger alles, um die zweite Pleite im Jahr 2010 abzuwenden. Durch eine aggressive Verteidigung erzielten die Polinnen mehrere Ballgewinne und da gleichzeitig ihre Trefferquote merklich anstieg, wurde es plötzlich wieder eng. Kurz vor Viertelende kassierten die slowenischen Coaches zudem zwei Technische Fouls, was noch vor der letzten Pause die zu diesem Zeitpunkt durchaus überraschende 59:57-Führung für Polen bedeute. Ähnlich wie in der ersten Begegnung in Marbach, war der vierte Abschnitt lange Zeit ausgeglichen. In den extrem hektischen Schlussminuten, in denen zahllose fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen für Unverständnis bei allen Akteuren und Fans sorgten, behielt der erfahrene Titelverteidiger den Überblick und gewann letztlich knapp mit 87:79 gegen enttäuschte aber keineswegs enttäuschende Sloweninnen.
Durch die Ergebnisse des zweiten Spieltags ist für Deutschland sogar noch der Turniersieg möglich. Allerdings weiß auch Cheftrainerin Maerz: „Wir müssen unseren besten Basketball abrufen, um gegen Polen bestehen zu können.“ Man darf also gespannt sein, wie das zweite Girls-4-Nations am Dienstag in der Innenstadtsporthalle Ludwigsburg zu Ende geht!
Ergebnisse 2. Spieltag (Marbach):
16.00 Uhr: Deutschland vs. Niederlande 60:59 (20:16; 12:11; 16:19; 12:13)
18.30 Uhr: Slowenien vs. Polen 79:87 (17:14; 28:20; 12:25; 22:28)
Tabelle 2. Spieltag (Marbach):
1. Niederlande; 3 Punkte; + 20 Körbe
2. Slowenien; 3 Punkte; - 2 Körbe
3. Deutschland; 3 Punkte; - 5 Körbe
4. Polen; 3 Punkte; - 13 Körbe
Statistik 2. Spieltag (Marbach):
Deutschland: Greinacher (14 Punkte), Schnorr (13/1 Dreier), Gaudermann (12), Kohlmann (8/1), Schaake (4), Hebecker (3/1), Martinius (3/1), Masek (3), Bradaric, Heise, Happel (nicht eingesetzt).
Niederlande: Van den Bosch (14/4), Butter (12/1), Jill Bettonvil (6), Stijsiger (6), Loyce Bettonvil (5), Kallenberg (5), Kruithof (5), Adams (4), Rouvers (2), Bandt, Van Schaik, Essenstam (n.e.).
Slowenien: Baric (32/2), Gabrovsek (10), Jakovina (9/1), Adamovic (7/1), Jevtovic (6), Macura (4), Samec (4), Svetic (3/1), Abramovic (2), Rupnik (2), Belak, Bosnjak.
Polen: Kuras (19/1), Casimiro (15/1), Bandyk (10), Tanasiejczuk (9/2), Idziorek (8/1), Banasik (6), Morawiec (6), Szczepanik (6), Mistygacz (5), Stelmach (3), Bieniek, Wierzbicka.
Text: BSG Ludwigsburg ++ BG VfB Tamm/TSV Bietigheim ++ TV Marbach