Basketball-Trainer Richardson über seinen Job bei der BG und die Liebe zu Handballerin Eickhoff
Der frühere NBA-Profi Norman Richardson ist seit dem 15. August bei der BG Tamm/Bietigheim als Basketball-Trainer tätig. Im Interview spricht er über den neuen Job, Superstar Dirk Nowitzki und seine Beziehung zur Bietigheimer Zweitliga-Handballerin Kira Eickhoff.
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Quelle: Bietigheimer Zeitung
Haben Sie sich in Ihrer neuen Umgebung schon gut eingelebt?
NORMAN RICHARDSON: Mir gefällt es in der Region sehr gut. Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Süddeutschland. Ich mag die Gegend, ich mag die Leute, ich mag meine Teams, ich mag hier eigentlich alles. Ich finde, dass die Menschen sogar noch etwas freundlicher sind als in anderen Teilen Deutschlands. Man hat mich aufgenommen, als ob man mich schon seit Jahren kennen würde. Und das Wetter ist auch besser.
Sie sind mit der SG-Handballerin Kira Eickhoff zusammen. War sie der Grund, warum es Sie nach Bietigheim-Bissingen verschlagen hat?
RICHARDSON: Ich bin natürlich wegen ihr in Deutschland. Kira kommt aus dem Süden, ist in Schramberg im Schwarzwald aufgewachsen. Sie war lange weg von ihrer Heimat und wollte wieder zurück in die Nähe ihrer Familie. Als sie sich dazu entschieden hat, zur SG BBM zu wechseln, war klar, dass ich mit ihr gehe. Glücklicherweise hatte ich Kontakt zur BG Tamm/Bietigheim und habe dort eine Chance als Trainer bekommen. Dafür bin ich dankbar.
Wie haben Sie Kira kennengelernt?
RICHARDSON: Wir haben beide in Trier in der Bundesliga gespielt - sie Handball, ich Basketball. Wir waren Nachbarn und haben uns eines Tages im Aufzug getroffen. Das war 2008. Seitdem hat sich das zwischen uns entwickelt.
Ist Sport bei Ihnen zu Hause das Hauptthema?
RICHARDSON: Nein. Meistens reden wir über unsere Katze, das ist kein Witz. Wird die Katze zu fett? Ist sie zu dünn? Isst sie genug oder zu wenig? Sie ist wie unser Kind. Über Sport reden wir natürlich auch, vor allem über Handball. Denn Kira ist kein großer Basketball-Fan. Ich versuche ihr sogar Tipps zu geben, obwohl sie das nicht so gern hat.
Welche Art von Tipps?
RICHARDSON: Zum Beispiel rate ich ihr, dass sie während des Spiels nicht ans Toreschießen denken soll. Wenn Kira den Ball nicht bekommt, ist sie manchmal frustriert. Ich sage ihr dann immer, dass sie sich keine Sorgen machen und sich auf ihr Spiel konzentrieren soll. Wenn sie ihren Job gut erledigt, kommt der Rest von allein, auch die Tore.
Gucken Sie sich denn auch die Handball-Spiele Ihrer Partnerin an?
RICHARDSON: Wenn ich Zeit habe. Ich mag aber Männerhandball mehr als Frauenhandball, da das Spiel schneller und athletischer ist.
Jetzt sind Sie Coach bei der BG Tamm/Bietigheim. War es schwierig, in der Umgebung einen Job mit Basketball-Bezug zu finden?
RICHARDSON: Nicht wirklich. Wir haben zur ersten Kontaktaufnahme eine E-Mail an die Klubs in Ludwigsburg und Tamm/Bietigheim geschickt. Ich bin froh, dass dann Jan Bodmer (Vorstandsmitglied der BG, Anm. der Red.) auf mich zugegangen ist und es schnell geklappt hat.
Was sind Ihre ersten Eindrücke von Ihrem neuen Arbeitgeber?
RICHARDSON: Ich bin beeindruckt, wie gut der Verein organisiert ist. Ich habe eine Position bekommen, in der ich meine Fähigkeiten als Trainer prima einbringen kann. Die Spieler sind voll dabei und hören zu. Alle kommen immer ins Training. Das ist alles super.
Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als Trainer?
RICHARDSON: Ich habe verschiedene Anliegen. Beim Kids-Training mit den Kleinsten und beim Schnuppertraining in den Schulen ist mein Ziel, die Kinder und Jugendlichen für Basketball zu interessieren und dazu zu bringen, sich in die Sportart zu verlieben. Die BG-Spieler der U 18 will ich besser machen - individuell und im Team -, so dass sie einmal in der ersten Mannschaft spielen können. Mit der zweiten Mannschaft will ich in der Kreisliga möglichst viele Partien gewinnen. Das Wichtigste aber ist, Spaß zu haben - und das gilt für alle Teams.
Ihre Ex-Klubs waren zum Beispiel die Indiana Pacers und die Chicago Bulls. Finden Sie es nicht seltsam, sich nun bei einem so kleinen Klub wie der BG zu engagieren?
RICHARDSON: Nein, überhaupt nicht. Sie müssen daran denken, wie ich als Kind mit dem Basketball angefangen habe - eben in einem kleinen Verein. Darum war es nie ein Problem für mich, diesen Schritt zurück zu machen. Ich empfinde es als viel befriedigender, einem kleineren Klub zu helfen, als bei einem etablierten Verein mit großen Namen zu arbeiten.
Mögen Sie die Arbeit mit jungen Leuten?
RICHARDSON: Das ist meine Leidenschaft. Basketball hat mich durch die ganze Welt und nach Deutschland geführt. Wenn mir das jemand vor 20 Jahren gesagt hätte, hätte ich ihm nicht geglaubt. Nun habe ich die Gelegenheit, etwas von dem zurückzugeben, was ich während meiner Karriere erleben durfte. Ich möchte den jungen Spielern das Spiel vermitteln, das ich von Kindesbeinen an gelernt habe.
Sie haben sowohl in der NBA als auch in der deutschen Bundesliga gespielt. Wo sehen Sie den Hauptunterschied zwischen beiden Ligen?
RICHARDSON: Das ständige Reisen. In der NBA hast du 82 Spiele in der Saison. Du bist fast jeden Tag unterwegs und fliegst in andere Städte. In der Bundesliga hast du dagegen normalerweise nur ein Spiel pro Woche. Auch die Distanzen in Deutschland sind nicht so groß.
Und wie sieht es mit dem öffentlichen Interesse an Basketball aus?
RICHARDSON: Das ist nicht vergleichbar. Basketball ist in den USA so populär wie Fußball in Europa. In meiner Heimat ist Basketball die Sportart schlechthin. Jeder guckt es, ob jung oder alt. In Deutschland gibt es schon einige Leute, die den Sport mögen, aber ich habe nur wenige kennengelernt, die Basketball tatsächlich so sehr lieben, wie die meisten Deutschen Fußball lieben.
Aber mit Dirk Nowitzki gibt es dennoch einen deutschen Superstar.
RICHARDSON: Dirk ist der beste Europäer, der je in der NBA gespielt hat. Er hat sich vor zwei Jahren durch den Titelgewinn mit Dallas unsterblich gemacht. Als ich noch gegen ihn gespielt habe, hat er mit ganz schön den Hintern versohlt.
Was war der größte Erfolg in Ihrer Profi-Karriere?
RICHARDSON: 2001 von den Indiana Pacers für die NBA ausgewählt zu werden. Davon hatte ich schon als Kind geträumt.
Würde es Sie reizen, mal als Chefcoach eines Profiteams zu arbeiten?
RICHARDSON: Ja, aber nur in Deutschland oder den USA. Das ist auf jeden Fall ein Ziel von mir. Allerdings muss ich da noch viel lernen.
Redaktion: ANDREAS EBERLE
Quelle: Bietigheimer Zeitung
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