Artikel mit Bild in der Bietigheimer Zeitung vom 8.11.06:
http://www.bietigheimerzeitung.de/html/news/artikel_lokalsport.php4?artikel=102872
Die BG VfB Tamm/TSV Bieitgheim scheidet in der zweiten Pokalrunde aus. Nach einem äußerst spannenden Spiel am vergangenen Sonntag, indem erst die zweite Verlängerung die Entscheidung brachte, gingen die Hausherren mit einem 111-108 gegen den zweiten aus der Oberliga-West Tabelle TG Sandhausen als Besiegte vom Feld.
Das Spiel war eine eierlegende Wollmilchsau – es hatte einfach alles: Vehementen Kampfeinsatz, spektakuläre Szenen, Führung erkämpfen, Führung abgeben, „Buzzerbeater“; kurz formuliert: Diese Partie vor rund 100 Zuschauern war an Dramatik kaum zu überbieten.
Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel, in welchem sich kein Team absetzten konnte (24-23 für die BG), weil beide Mannschaften ihre Stärken geschickt ausspielten, kam es im zweiten Abschnitt auf der Seite der BG zu einem unerwarteten Leistungseinbruch. „Rien ne va plus“ - das war das spielerische Motto. Die Spieler um ihren Ersatzkapitän (Stepke Sucic kuriert immer noch seine Verletzung aus) Merlin Opitz trafen zu viele Fehlentscheidungen, die prompt durch zahlreiche Blitzangriffe rigoros bestraft wurden. Außerdem nagte die sehr dürftige Freiwurfquote (die wie ein roter Faden durch die ganze Partie hindurch lief) von nur 30 % an dem Spiel des Gastgebers. Da Sandhausen in dieser Phase weiterhin konstant agierte, wuchs der Spielstand bis zum Pausenstand auf 45-35 heran.
Der zweite Durchgang begann nach den Vorstellungen der BG'ler. Ein 8-2 Lauf schien den Wendepunkt mit sich zu bringen, doch es kam anders als man es erwartet hatte, denn urplötzlich stockte man wieder und kam keinen Schritt vorwärts. Sofort nutzte der Gegner auch diesen Schwächeanfall, um kurz danach mit 57-43 davon zu ziehen. Allerdings gab die BG, trotz der schlechten Aussichten, nicht auf und zeigte einen beispiellosen Kampfeinsatz, welcher letztendlich auch belohnt wurde. Mit einem akzeptablen Rückstand von 67-58 ging es in die letzte Periode und Tamm/Bieitgheim spürte, dass noch nicht alle Würfel gefallen waren.
Nach der 3. Minute begann der 11 Punkte Rückstand zu schmelzen. Verantwortlich dafür waren die flinken Guards, die es stets gut verstanden in die gegnerische Zone vorzudringen und dort zu leichten Punkten zu kommen. 4 Minuten vor Schluss kam endlich der verdiente Ausgleich (76-76), doch freute sich der Hausherr zu früh: Innerhalb von wenigen Sekunden erzielte die TG 6 Punkte. 120 Sekunden vor Spielende kam es zu der ersten wirklich spannenden Angelegenheit. Die BG kämpfte sich bis auf 82-80 heran, konnte aber danach wieder nur eine mangelhafte Ausbeute an der Freiwurflinie holen: Nur 1 – 4 Würfen landeten im Ziel. Bei verbleibenden 40 Sekunden war es dann endlich soweit: Die erste Führung nach etwa 27 Minuten brachte Max Renner mit einem gekonnten Power Shot und kurz danach vergrößerte Sebi Konradi diese per Tipp-In auf 85-82. Doch der Gast schien davon unbeeindruckt zu sein und 13 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit streute der Flügel M. Jakob einen 3 Punkte Wurf ein und es hieß: Overtime Nr.1.
Das fulminante Spiel ging auch in der Verlängerung weiter und beide Teams gingen auf volles Tempo. In dieser Phase trumpfte der 1,80m große Guard der BG, Konradi, auf. 12 Punkte erzielte er innerhalb von 5 Zeigerumdrehungen. In der vorletzten Minute schien die Partie gelaufen zu sein, denn die Basketballgemeinschaft führte bereits mit 100-93.
„Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“, heißt es im Faust und Sandhausen glaubte sogar in dieser Phase noch an das scheinbar Unmögliche. Es waren nur noch wenige Sekunden zu spielen und hier zeigte der 1,75m kleine Mann, Eugen Wright, seine wahre Größe: In kürzester Zeit erzielte der Topscorer der Oberliga West 8 Punkte und die letzten 3 versetzten der BG große Schmerzen, denn es war ein bedrängter Dreipunktewurf aus 7 Meter Entfernung, und dazu noch in der allerletzten Sekunde. Sein Geniestreich war vollbracht: 103 -103 bedeutete Overtime Nr. 2.
Sichtbar müde starteten beide Teams in die nächsten 5 Minuten. Der Gast setzte sich schnell mit 107-103 ab, doch die BG sollte noch einige Chancen bekommen. Die erste vergab man kläglich, denn im entscheidenden Moment zitterte doch bei einem oder anderen die Hand und man vergab wichtige Punkte an der Freiwurflinie. Etwa 15 Sekunden vor Ende beim Stand von 111-108 wurde es kurios: Das Heimteam um ihre Coaches Eigel und Saliccia bekam ganze vier mal die Gelegenheit zu einem Dreipunktewurf, doch jedes mal versagten die Nerven der Schützen und so kam es anstatt einer dritten Verlängerung zu einem traurigen Ende für die BG und einem verdienten (nach einem solchen Spiel hätte es keinen unverdienten Sieger gegeben) Sieg für die TG Sandhausen.
BG Tamm/Bietigheim: Richter (7 Punkte), Opitz (13), Chamaoun (8), Renner (33), Mauer (4), Konradi (34), Lutz (5), Kirchert (4), Schmider, Schubitschew, Jablinski.
TG Sandhausen: Wright (40), Jalinevicius (8), Greulich,N. (7), Jakob (7), Ehmann (6), Greulich,J. (4), Pfenning (6), Grams (19), Füßinger (12).